Am 28. Mai fand in Neustadt an der Weinstraße das Demokratiefest in der Innenstadt und auf dem Hambacher Schloss statt. Das Fest wurde lange im voraus geplant und der Höhepunkt soll dann in 10 Jahren ein Fest 200 Jahre Demokratie sein.
Das Bündnis gegen Rechts Neustadt und die Initiative #2022Hambach1832 haben uns zu diesem Fest eingeladen. Wir waren eine kleine Gruppe als Vertreter des Friedensbündnisses und der regionalen Lebenslaute BaWü. So trafen wir uns kurz vor Mittag an der Hauptbühne auf dem Marktplatz. Nach den ersten Reden beschlossen wir in einer Seitenstraße aufzubauen und begannen die Lieder „Artikel 1“, „Die Gedanken sind frei“, „Sag mir wo die Blumen sind“ und „We shall overcome“ zu singen. Es gab Zuschauer die mitgesungen haben.
Um circa 12:15 wollen wir gerade eine Pause einlegen, als wir laute Trommeln aus Richtung Marktplatz hörten. Wir unterbrachen unsere Musik. Wir merkten jedoch schnell, dass die Trommler einen Marsch der „Weißen Wanderer“ anführten. Daher schnappten wir uns die Megafone und nahmen unsere Musik wieder auf. Es gesellten sich auch mehrere bunt gekleidete Menschen zu uns, die mit uns gegen die Trommeln ansangen. Dabei wurden wir von mehreren Kameras gefilmt.
Nachdem der weiße Marsch abgezogen war, beschlossen wir uns auch auf den Weg zum Schloss zu machen. Wir wählten dabei den Linienbus 502 (Abfahrt 13:12 Uhr), der am Hauptbahnhof abfährt. Leider fuhren zu diesem Zeitpunkt keine Busse, Taxis o.ä. den direkten Weg zum Schloss. Wir entschieden daraufhin mit dem Taxi so nah wie möglich ans Schloss zu fahren. Das Taxi brachte uns daraufhin zum Handwerkerpfad, den wir dann erklommen. Die Wege zum Schloss und ins Tal waren belebt. Am Ende des Handwerkerpfads auf der Straße sicherten Polizisten den Wald ab. Auf dem Vorplatz fanden wir eine große Menge an weiß gekleideten Menschen vor, die demonstrierten. Die Polizei riegelte den Weg zum Schloss ab, um den Weg für die Prominenz freizuhalten. Man sagte uns, dass keiner mehr aufs Schloss hochdarf. Nachdem die Prominenz passiert ist, durften wir nach einigem Verhandeln (Vorzeigen der Querflöte) durch die Polizeikette Richtung Schloss gehen.
Als wir das Schloss erblickten, war der Hang voller weiß gekleideter Menschen. Wir wählten den Weg um das Schloss herum. Wir erholten uns kurz von dem steilen Aufstieg und gesellten uns zum Stand vom Bündnis gegen Rechts Neustadt. Wir wurden freundlich begrüßt, mittlerweile war es schon 15 Uhr. I
Im Hambacher Schloss selbst war es sehr ruhig, obwohl dort Veranstaltungen organisiert wurden, Politiker sprachen und hervorragendes Essen serviert wurde. Vor der Innenschlossmauer fanden wir einen Platz zum Singen. Wir bauten auf, und sangen unsere Lieder. Nach einer Weile hatten wir auch hier Verstärkung.
Als wir sahen, wie die Fahrzeugkolonne der Politprominenz das Schlossgelände verlässt, entschieden wir uns aufzubrechen. In dieser angespannten Situation schloss sich uns eine verängstigte Person, die Begleitschutz suchte, an, die nach eigenen Angaben zur Presse gehört und mehrfach Übergriffe auf dem Weg nach oben erdulden musste. Wir waren gerade dabei zügig zusammenzupacken und uns zu verabschieden, als Polizisten auf der Treppe Stellung nahmen. Die Polizei ließ ohne Vorwarnung die weiß gekleideten Menschen, die während der Anwesenheit der Politiker auf dem Parkplatz gewartet hatten, auf das Schlossgelände. Binnen weniger Minuten war das ganze Gelände voller weiß gekleideter Personen. Wir warteten, denn der Ausgang war mit Polizisten, die den Ausgang kontrollierten und „Weißen Wanderern“, die ins Schlossgelände eindrangen, versperrt. Als Menschen weggetragen wurden und von oben aggressives Gebrüll nach unten drang, machten wir uns doch zügigen Schrittes über eine Seitentreppe nach unten auf. Am Ausgang angekommen suchte unser zitternder Begleiter Polizeischutz. Wir folgten den Anweisungen der Polizistin, den seitlichen Pfad, der nach unten führte, zu nutzen. Auf dem Vorplatz war es relativ ruhig. Nachdem man uns mitteilte, dass noch keine Busse fahren, gingen wir zu Fuß weiter zur nächsten Bushaltestelle. Auf dem Weg kamen uns mehrere Shuttle-Busse entgegen. Unten an der Bushaltestelle Weinbergstraße (Linienbus) angekommen, warteten Menschen auf einen Bus Richtung Bahnhof. Der Shuttlebus nahm keine Personen von dieser Busstation mit und fuhr leer weiter, allerdings fuhr ein Linienbus Richtung Schloss. Wir sangen im Bus unsere Lieder, angefeuert von weiteren Fahrgästen.
Oben an der Haltestelle Schloss füllte sich der Bus mit einer weißen gekleideten Menschenmenge bis die Türen gerade noch zugingen. Im Bus sangen die weiß gekleideten Menschen lautstark „Oh wie ist das schön“. Wir erwiederten den Gesang mit dem Lied „Artikel 1“. Daraufhin wurde bezweifelt, dass Deutschland eine Verfassung hat und erklärt Deutschland sei ein besetztes Land. Es entfachte eine heftige Diskussion. Nach einer geschlagenen Stunde erreichte der Bus den Bahnhof. Hier verstreuten sich die Leute in alle Welt und wir traten den Rückweg an. HIER könnt ihr euch den Rückblick anschauen.
Liebe VertreterInnen des Friedensbündnisses Mannheim und der regionalen Lebenslaute BaWü! Ein Freund hat mich auf euren Bericht aufmerksam gemacht. Vielen Dank dafür und dass ihr von der anderen, badischen Rheinseite am 28.5.2022 nach Neustadt und auf’s Hambacher Schloss gegen Kochaneks „Weiße“ und gegen die ganze Querdenker-Wir-leben-in-einer-Diktatur-Szene euer „Gesicht gezeigt“ habt. Danke auch für die Verlinkung auf unseren Hambach-Blog https://hambacherfest1832.blog/.