Liebe Bürgerinnen und Bürger,
es ist der Tag der Menschenrechte. Die Hauptbedrohungen für die
Menschenrechte sehe ich aktuell in Kriegen und den Folgen des Klimawandels.
Wie hängen diese beiden Aspekte zusammen?
Naheliegend ist der Anteil des Militärs am Ausstoß von klimaschädlichen
Gasen. Dieser Anteil ist erheblich, aber diesen Punkt will ich heute wenig
ansprechen. Überhaupt will ich eher den Umgang mit den Folgen des
Klimawandels als die Ursachen thematisieren. Denn das Klima verändert sich
ständig, viele Veränderungen sind unumkehrbar, und über die vom Menschen
beschleunigten Veränderungen wird derzeit überall ausgiebig gesprochen.
Dann sollte ich das nicht auch noch tun. Reden wir also von etwas Anderem.
Menschen leben derzeit an vielen Stellen, die nicht länger bewohnbar sein
werden. Aktuell ist das beispielsweise in Ost-Afrika zu sehen, wo es seit 5
Jahren nicht mehr geregnet hat und ein Ende der Trockenheit nicht absehbar
ist. Dort drohen Millionen von Toten, Menschenrechte sind verletzt.
Menschen graben mit der Hand in Flussbetten nach Resten von Wasser. Was
kostet eine Brunnenbohrmaschine? Wieviele 100 Milliarden Euro hat der
Afghanistan-Krieg gekostet? Was kosten die anderen Kriege? Ist das Ergebnis
dieser Kriege, beispielsweise die Mitgliedschaft in Militärbündnissen, es
wert, Ressourcen derart zu verschwenden, dass Menschen verdursten und
verhungern?
Wir müssen UNS das fragen. Wir müssen vor der eigenen Haustüre kehren.
Denn wir haben kein Mittel, den völkerrechtswidrigen Angriffskriegs
Russlands ohne solche gewaltigen Opfer zu beenden. Leider. Der Krieg tötet
Menschen direkt und indirekt. Die Toten durch mangelnde Ressourcen zur
Hilfe in Trockenheitsgebieten sind die indirekten Toten, und ihre Zahl wird
in die Millionen gehen. Natürlich hat Russland Schuld an diesen Toten. Aber
wem hilft diese Erkenntnis? Den Toten nicht. Den Lebenden auch nicht.
Daher hat mich der Vorschlag des französischen Präsidenten Marcon gefreut,
die europäischen Sicherheitsinteressen zum Verhandlungsgegenstand für
zumindest ein Einfrieren des russischen Angriffskriegs zu machen. Leider
sehe ich, dass dieser Vorstoß in Deutschland diskreditiert wird. Ist denn
damit den Menschen in der Ukraine und in Ostafrika gedient? Ich denke:
NEIN. Natürlich ekelt es einen an, solche Verhandlungen zu führen. Aber
leider ist die Verständigung zwischen Völkern nicht mit rechtsstaatlichen
Verhältnissen zu vergleichen, sondern eher mit der Vermeidung von Opfern in
einem Geiseldrama.
Das ist der eine Zusammenhang zwischen Krieg und Klima.
Es gibt noch einen Weiteren.
Russland ist das größte Land der Erde. Aufgrund seiner nördlichen Lage
gibt es dort positive und negative Auswirkungen des Klimawandels. Gebiete
werden fruchtbar, die es vorher nicht waren. Russland ist also, ähnlich wie
Kanada, weniger betroffen in dem Sinne, dass es nicht unbewohnbar wird die
Teile Ostafrikas. Aber das Auftauen der Permafrostböden wird große Mengen
schädlicher Klimagase freisetzen, ebenso wie Waldbrände der Taiga. Kurz
gesagt, ohne eine Zusammenarbeit mit den nördlichen Ländern, und dazu zählt
Russland, wird der Klimawandel deutlich beschleunigt. Wir brauchen diese
Zusammenarbeit. Wir müssen davon ausgehen, dass Russland das weiß. Auch
dieser Aspekt hat also etwas mit Geiselnahme zu tun, das ist mir bewusst.
Aber es ist leider so.
Ein dritter Aspekt: Die Klimaveränderungen werden Völkerwanderungen
auslösen. Völkerwanderungen hat es immer gegeben. Sie waren
überlebenswichtig, um Klimaveränderungen auszuweichen. Damit fällt das
unter Menschenrechte. Heute zerfällt die Erde in Länder und Militärblöcke.
Wo ist Platz, wo können die Menschen hin? Diese Frage kann ohne Abbau von
Egoismen und Abwägen zwischen Naturschutz und Menschenrechten nicht
beantwortet werden. Denn das geht über Migrationspolitik weit hinaus, das
geht um Massen.
Mit militärischen Mitteln lässt sich keines dieser Probleme lösen. Im
Gegenteil. Die Fronten verhärten sich, die Ressourcen werden aufgebraucht.
Ich habe den Eindruck: Jeder will sich noch schnell den besten Startplatz
verschaffen, bevor das Drama beginnt. Aber damit wird das Drama erst so
recht zum Drama.
Was ist das Ziel meine Ausführungen? Ich bitte darum, den gesamten
geopolitischen Zusammenhang zusehen. Es geht um Millionen von Menschen.
Massensterben gibt es nicht nur durch Genozide, sondern auch durch
Unterlassung. Wir haben auf der Erde den Platz und die Ressourcen, um mit
dem Klimawandel umzugehen. Die Gefahr besteht darin, dass wir die
Ressourcen falsch verwenden und den Platz nicht nutzen. Kleinteilige
Forderungen nach 9-Euro-Tickets oder Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100
km/h lenken vom Thema ab und sind kontraproduktiv, ebenso militärische
Begehrlichkeiten, erst Recht völkerrechtswidrige Angriffskriege.
Der Glaube in militärische Lösungen muss aufhören! Wo haben denn Kriege
nachhaltige Lösungen gebracht? Und wo haben sie nachhaltige Lösungen
verhindert? Und einfach nur Trümmerfelder und Elend hinterlassen? Natürlich
heißt Pazifismus nicht, sich überrollen zu lassen. Aber Pazifismus heißt
auch nicht, Konflikte zu schüren, schon gar nicht, wenn man den negativen
Charakter des Gegenübers bereits kennt. Das ist keine Frage von Schuld
sondern von Vernunft und Überlebenswillen für die Menschheit! Hier stimme
ich den Ausführungen des Papstes vom Februar 2022 zu.
In diesem Sinne wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest!