Habeck über Ostermärsche: Pazifismus «ein ferner Traum»
Mannheimer Morgen, 16.4.2022 VON DPA
Berlin. Bundesweit haben sich einige Tausend Menschen den Ostermärschen der Friedensbewegung angeschlossen. In Städten wie Hannover, München, Duisburg, Stuttgart, Leipzig und Berlin versammelten sich Demonstranten am Samstag mit Fahnen und Plakaten.
Die Kundgebungen richteten sich etwa gegen den russischen Krieg in der Ukraine und die geplanten Milliardenausgaben für die Bundeswehr.
Friedensforderungen sorgen für Diskussionen
Einige Forderungen der Friedensbewegung sorgten diesmal vorab für Diskussionen. Das Motto «Frieden schaffen ohne Waffen» sei aktuell eine Arroganz gegenüber den Menschen in der Ukraine, sagte der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) dem Bayerischen Rundfunk. «Pazifismus auf Kosten anderer ist zynisch.»
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, Pazifismus sei im Moment «ein ferner Traum». Russlands Präsident Wladimir Putin habe mit allen Regeln des Völkerrechts gebrochen. Wenn die Idee der Ostermärsche Frieden sei, müsse man sich klar machen: «Frieden kann und wird es nur geben, wenn Putin seinen Angriffskrieg stoppt.» Er sagte auch, es sei eindeutig, «wer in diesem Krieg Angreifer ist und wer sich in schwerer Not verteidigt und wen wir unterstützen müssen – auch mit Waffen».
1300 Demonstrierende in Berlin
«Unsere Forderungen nach Frieden und Abrüstung sind aktueller denn je, auch mit Blick auf die Gefahr einer möglichen nuklearen Eskalation», teilte Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative mit. Nach seinen Angaben waren für Samstag rund 80 Proteste angekündigt gewesen, auch in kleineren Städten.
Nach Polizeischätzungen kamen etwa in Berlin rund 1300 Menschen zusammen. In Bremen waren es laut Polizei 1200, in Hannover mehr als 500, in München knapp 500 und in Jena rund 400. In Duisburg und Köln nahmen Hunderte Demonstranten an Auftaktveranstaltungen zum dreitägigen Ostermarsch Rhein-Ruhr teil. Auch in anderen Städten wie Stuttgart, Ulm oder Mannheim wurde demonstriert.
Auf Plakaten und Bannern stand beispielsweise «Nein zum Krieg», «Stoppt den Rüstungswahn», «Verhandeln! statt 3. Weltkrieg riskieren» und «Wer Waffen liefert wird Krieg ernten». Auf einem Autodach in Berlin war eine große Friedenstaube montiert. Einige Plakate richteten sich gegen Pläne der Bundesregierung, 100 Milliarden Euro für große Projekte der Verteidigungspolitik bereitstellen zu wollen.
Expertin: Überlegen, mit wem man auf die Straße geht
Die Forscherin Claudia Baumgart-Ochse sprach sich im rbb-Inforadio für einen differenzierten Blick auf die Friedensbewegung aus. Der Impuls, für Frieden zu demonstrieren, sei erstmal eine gute Sache, sagte Baumgart-Ochse vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Sie riet aber dazu, sich genau zu überlegen, mit wem man auf die Straße gehe, wer das organisiere und was die Begründungen für den Protest seien. In manchen Aufrufen habe sie den Eindruck, dass russische Propaganda durchscheine.
Die ehemalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann verteidigte die Friedensdemonstrationen. Es sei nicht gerecht, Menschen, die sich seit Jahrzehnten für Frieden einsetzten, vorzuwerfen, sie stünden auf der Seite Russlands, sagte die Theologin dem Sender NDR Info. Mehr Waffenlieferungen würden auch aus ihrer Sicht nicht zu einem Ende des Krieges führen. Im Gegenteil: Er könnte sogar weiter eskalieren.
«Alternativer Ostermarsch» in Berlin
In Berlin fand parallel zum traditionellen Ostermarsch eine zweite Demonstration statt. Am Bebelplatz wurde unter anderem mit ukrainischen Fahnen gegen den russischen Angriffskrieg demonstriert. In einem Aufruf wurde die Aktion als «alternativer Ostermarsch» bezeichnet. Darin wurde kritisiert, der Aufruf der Berliner Friedenskoordination zum traditionellen Ostermarsch in der Hauptstadt erwähne mit keinem Wort die russische Aggression und das Recht auf Selbstverteidigung. Auf Plakaten forderten die Demonstranten etwa «Schwere Waffen jetzt!».
Erste Ostermärsche hatte es bereits am Donnerstag und Freitag gegeben. Weitere Demonstrationen sind geplant. So ruft die Friedensbewegung am Ostermontag zum Beispiel zu einer Kundgebung vor dem Luftwaffenstützpunkt Büchel in Rheinland-Pfalz auf.
Robert Habeck: „Pazifismus ist im Moment ein ferner Traum“
Berliner Morgenpost, Aktualisiert: 16.04.2022, 08:49 | Lesedauer: 10 MinutenJochen Gaugele und Theresa Martus
- Im Interview mit dieser Redaktion verlangt Wirtschaftsminister Habeck von den Bürgern, zehn Prozent Energie zu sparen
- Der Vizekanzler warnt vor einem Missbrauch der Ostermärsche und nennt Pazifismus einen ‚fernen Traum’
- Was Habeck sonst noch fordert, um Putins Krieg in der Ukraine zu stoppen
Robert Habeck ist auf dem Sprung in seine schleswig-holsteinische Heimat, hat aber noch eine Botschaft für die Bürger. Im Interview mit unserer Redaktion sagt der grüne Vizekanzler, wie er die Ukraine unterstützen will, ohne Deutschland zum russischen Angriffsziel zu machen. Der Wirtschaftsminister fordert auch wieder mehr Homeoffice – nicht wegen Corona, sondern um Sprit zu sparen.
Putin führt einen verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine. Wann gibt die Bundesregierung ihre Zurückhaltung bei den Waffenlieferungen auf?
Robert Habeck: Wir haben aus den Bundeswehrbeständen geliefert, was die Bundeswehr liefern kann, ohne ihre Einsatzfähigkeit bis zur Verantwortungslosigkeit auszudünnen. Und wir haben mit der Industrie durchgesprochen, was hier möglich ist, um die Ukraine zu unterstützen. Die Gespräche gehen permanent weiter. Die Waffen, die bestellt sind, sind unterwegs.
Liefern Sie auch schwere Waffen?
Habeck: Die Menschen in der Ukraine wehren sich mit Mut und Opferbereitschaft. Wir stehen in der Pflicht, sie mit Waffen zu unterstützen. Zugleich haben wir eine Verantwortung dafür, nicht selbst zum Angriffsziel zu werden. Das ist der Rahmen, innerhalb dessen wir alles liefern, was möglich ist. Mein Haus ist für die Ausfuhrkontrolle von Industriegütern zuständig – und wir haben innerhalb dieses Korridors alles unverzüglich genehmigt und werden auch in Zukunft alles unverzüglich genehmigen. Das schließt große Panzer oder Kampfflugzeuge bisher nicht ein. Natürlich bedeutet eine Brutalisierung des Krieges auch, dass man in Quantität und Qualität der Waffenlieferungen zulegen muss. Aber das besprechen wir mit unseren europäischen Partnern und den Nato-Partnern. Wir haben bislang geschlossen gehandelt, auch in dieser Frage, und werden das auch in Zukunft tun.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall bietet Kampfpanzer des Typs Leopard 1 an. Genehmigen Sie die Ausfuhr?
Habeck: Diese Panzer sind aktuell so nicht einsatzbereit, sondern müssen aufgearbeitet werden. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern das dauert ein paar Monate. Insofern müsste man ohnehin auf Bestände von anderen Armeen zurückgreifen, wenn es um kurzfristige Unterstützung geht. Das kann nur im EU und Nato-Verbund besprochen werden.
Hält sich Putin an den Rahmen, den Sie setzen? Wissen Sie, wann Deutschland zum Angriffsziel wird?
Habeck: Woran Putin sich hält oder nicht hält, kann niemand mehr ernsthaft abschätzen. Daher könne wir nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln – entlang der Wirklichkeit. Das ist unsere Verantwortung.
Die Kanzlerpartei SPD würde am liebsten gar keine Waffen mehr liefern.
Habeck: Kluge Entscheidungen bekommt man hin, wenn man andere Argumente zulässt, gemeinsam abwägt und dann gemeinsam entscheidet. Wir haben aber eine Verpflichtung auf uns geladen: Es müssen mehr Waffen kommen. Wir können die Ukraine in dem Krieg nicht alleine lassen. Sie kämpft auch für uns. Die Ukraine darf nicht verlieren, Putin darf nicht gewinnen.
Die Grünen haben ihre Wurzeln in der Friedensbewegung. Verabschieden Sie sich endgültig vom Pazifismus?
Habeck: Pazifismus ist im Moment ein ferner Traum. Putin hat mit allen Regeln des Völkerrechts gebrochen. Er hat die Ukraine angegriffen und bedroht damit auch die Freiheit Europas. Kriegsverbrechen sind offenkundig Teil seiner Kriegsführung. Wehrlose Zivilisten werden gezielt getötet, Kriegsgefangene hingerichtet, Familien ermordet, Krankenhäuser mit Raketen beschossen. Für mich gilt, dass Zuschauen die größere Schuld ist.
Ist es in Ordnung, in dieser Situation an Ostermärschen teilzunehmen?
Habeck: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn die Idee der Ostermärsche Frieden ist, muss man sich klarmachen: Frieden kann und wird es nur geben, wenn Putin seinen Angriffskrieg stoppt. Es ist eindeutig, wer in diesem Krieg Angreifer ist und wer sich in schwerer Not verteidigt und wen wir unterstützen müssen – auch mit Waffen. Es sollte also bei den Ostermärschen deutlich werden, dass sie sich gegen Putins Krieg richten.
Putin gibt sich unbeeindruckt von den Sanktionen. Warum verzichten Sie auf einen Importstopp für russisches Gas?
Habeck: Wir arbeiten mit Hochdruck an der Unabhängigkeit von fossilen Energien aus Russland. Das hat es uns erlaubt, bei Kohle das EU-Embargo mit einer Übergangsfrist zu unterstützen. Auch bei Öl sind wir in den letzten Wochen sehr gut voran gekommen und sind dabei, rechtliche und physikalische Vorkehrungen zu treffen. Und bei Gas werden die Flüsiggas-Terminals mit Hochdruck gebaut. Ein sofortiges Gas-Embargo würde den sozialen Frieden in Deutschland gefährden. Und auch dafür trage ich Verantwortung.
Die Wirtschaftsweisen halten ein Gas-Embargo für machbar.
Habeck: Ich schätze die Analysen der Wirtschaftsweisen, komme aber im Konkreten zu einem anderen Ergebnis: So gibt es beispielsweise regional eine sehr unterschiedliche Betroffenheit in Deutschland. Da müssen die einzelnen Lieferketten ebenso wie physikalische Zusammenhänge genau betrachtet und durchdacht werden, denn das alles hat Folgen, die im Fall des Falles sehr schwer sein können. Wir müssen also besonnen agieren, die Schritte genau vorbereiten und sie durchhalten können, wenn wir Putin schaden wollen.
Warum setzen Sie nicht stärker auf Gasförderung in Deutschland?
Habeck: Wir haben die Gasförderung sehr zurückgenommen, weil die konventionellen Förderfelder weitestgehend ausgeschöpft sind. Es würde helfen, die Produktion kurzfristig zu steigern – mit der Konsequenz, dass man am Ende früher aussteigt. Unsere Probleme können wir dadurch aber nicht lösen.
Sie könnten mit der Fracking-Technik fördern.
Habeck: Dann reden wir von Schiefergas. In der norddeutschen Tiefebene sitzen wir auf einer großen Menge Gas, an das man nur mit Fracking herankommt. Man müsste also mit großem Druck und chemischen Substanzen tiefe Gesteinsschichten zerstören, um das Gas zu gewinnen. Das ist nach dem Wasserrecht schwer möglich, weil es mit negativen Folgen für unsere Umwelt verbunden sein kann. Im Moment gibt es auch keine Unternehmen, die das wollen. Und dazu kommt: Es würde Jahre dauern, neue Förderungen hochzuziehen und die Genehmigungsverfahren hinzubekommen. Da sind wir mit den zusätzlichen Anlandekapazitäten für Flüssiggas schneller.
Wenn sich die Energiekrise verschärft – worauf müssen die Bürger verzichten?
Habeck: In dieser Energiekrise ist jetzt schon jeder Beitrag hilfreich. Als Faustformel würde ich ausgeben: zehn Prozent Einsparung geht immer. Und da gibt es ganz einfache Maßnahmen, die in der Summe viel bringen. Das fängt beim persönlichen Verhalten an. Wenn man die Wohnung heizt und abends die Gardinen zuzieht, spart man bis zu fünf Prozent Energie. Und wenn man die Raumtemperatur um ein Grad senkt, sind es rund sechs Prozent. Das ist vielleicht nicht ganz so gemütlich, aber man friert noch nicht. Ich bitte jeden und jede, jetzt schon einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. Wir legen gerade eine Energiesparkampagne auf, die genau darauf zielt. Wir können nur unabhängiger von russischen Importen werden, wenn wir es als großes gemeinsames Projekt ansehen, an dem wir alle mitwirken.
Wird es autofreie Sonntage geben?
Habeck: Man kann ja jetzt schon so gut es geht das Auto stehen lassen – und das nicht nur am Sonntag. Jeder nicht gefahrene Kilometer ist ein Beitrag, um leichter von russischen Energielieferungen wegzukommen. Das Klima schützen wir obendrein.
Sie vergessen die Berufspendler.
Habeck: Nein. Natürlich sind viele Menschen auf das Auto angewiesen, um zur Arbeit zu kommen. Arbeitgeber sollten daher überlegen, ob sie da, wo es möglich ist, Homeoffice anbieten, um Energie zu sparen. Homeoffice haben wir auch in der Pandemie gemacht. Wo das geht, könnte man wieder ein oder zwei Tage in der Woche zu Hause arbeiten – alles erst einmal auf freiwilliger Basis. Und wenn man an Ostern Bahn oder Fahrrad nehmen kann – auch gut. Das schont den Geldbeutel und ärgert Putin.
Bevor Privathaushalte von der Energieversorgung abgekoppelt werden, ist die Industrie an der Reihe – so regelt es die EU. Welche Betriebe wären die ersten?
Habeck: Dazu lässt sich pauschal nichts sagen, dazu ist das Gefüge zu komplex. Aber wir bereiten uns gemeinsam mit der Bundesnetzagentur natürlich auf alle Szenarien vor. Eine Situation mit Versorgungsengpässen und der Abschaltung von Industrieanlagen ist allerdings ein wirtschaftspolitischer Albtraum. Man kann da eigentlich nichts richtig machen – nur weniger falsch. Wir reden dann nicht über „Frieren für die Freiheit“ oder einen wärmeren Pullover für drei Tage. Wir sprechen dann über massive Einbrüche in den deutschen Wirtschaftskreisläufen. Deswegen werden wir alles tun, um das zu vermeiden.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall dringt darauf, zuerst den Bürgern und dann erst der Wirtschaft das Gas abzudrehen. Lieber frieren als arbeitslos – können Sie dieser Logik folgen?
Habeck: Was die europäischen Vorgaben intendieren, ist natürlich absolut richtig, nämlich Bürgerinnen und Bürger, Kindergärten oder Krankenhäuser zu schützen. Aber wenn man sich mit den konkreten Auswirkungen beschäftigt, findet man doch eine Reihe von Widersprüchen. Wenn jemand seine Wohnung auf 25 Grad heizt und nebenan wird eine Fabrik abgestellt, ist das auch ein Problem.
Dieser Text erschien zuerst auf www.waz.de.
Zwar aus dem Jahr 2008, doch aktuell wie eh und je.
Der Faschismus von heute
Umberto Eco ist einer der berühmtesten Autoren Italiens (Der Name der Rose), außerdem Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und sicher der bekannteste zeitgenössische Semiotiker. Er besitzt die Ehrendoktorwürde von 33 Universitäten und hat Dutzende Literaturpreise gewonnen.
„Der Faschismus von heute hat Äußerlich nichts mit dem aus der Vergangenheit zu tun. Keine Uniformen, Stechschritt und erhobener Gruß. Nein, er ist modern, raffiniert verpackt und wird mit PR verkauft – aber der Geist der dahinter steckt, die totale Kontrolle und Ausbeutung, die Zensur, die Mediengleichschaltung, die Lügen, der selbstgemachte Terror, der Sicherheitswahn, die Unterdrückung von Andersdenkenden, die Militarisierung der Gesellschaft und die Angriffskriege, die Resultate sind dieselben. Die meisten Menschen sehen das nicht und sind durch die Propaganda völlig geblendet.“
(02. Juli 2008, La Republika: Umberto Eco, Die Demokratie ist in Gefahr)
Ein etwas anderer Blick auf die Bundeswehr
„Es ist die Pflicht des Soldaten, sich gesetzwidrigen Befehlen zu widersetzen.“ Der Fall des Bundeswehrmajors Florian Pfaff. Das Netzwerk Friedenskooperative dazu: „Die Degradierung des Bundeswehrmajors Florian Pfaff ist ein Skandal!“ Im September 1983 beschlossen 20 Offiziere und Unteroffiziere der Bundeswehr bei ihrem ersten Treffen im Darmstadt einen friedenspolitischen Aufruf: „Das DARMSTÄDTER SIGNAL“. Sie wandten sich nicht nur gegen die „Nach“-Rüstung mit Atomraketen in West- und Ost-Europa, sondern forderten eine kleinere, nicht angriffsfähige Bundeswehr und den Abbau aller Massenvernichtungsmittel von deutschem Boden und weltweit. Für Soldaten der Bw sollte das „Leitbild vom Staatsbürger in Uniform“ endlich verwirklicht werden. Interview mit Florian Pfaff vom 20.01.2022.
Thomas Ruttig zur Lage in Afghanistan. Interview vom 13.07.2021 mit dem mdr. https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/interview_thomas_ruttig-100.html
Allein in 2021 investiert Deutschland 161 Millionen Euro in den militärischen Schutz von Öl und Gas. Fast zwei Drittel aller EU-Militärmissionen dienen dem Schutz fossiler Energien.
Die EU-Mitgliedstaaten sind noch immer extrem abhängig vom Import fossiler Energien. Fast 90 Prozent des Öls sowie 70 Prozent des Erdgases muss die EU importieren. Und das meist aus politisch instabilen Ländern. Um diesen Import zu schützen, werden Förderung und Transporte durch aufwändige und teure Militärmissionen geschützt. Der militärische Schutz fossiler Energien zementiert jedoch die aktuelle Abhängigkeit und behindert einen klimaverträglichen Umbau des Energiesystems. Zum einen kann die 1,5 Grad-Grenze der Pariser Klimaziele so nicht erreicht werden, zum anderen fließen Milliarden in eine militärische Aufrüstung, statt in den Ausbau Erneuerbarer Energien. Der Militärsektor und fossile Brennstoffe wie Öl und Gas bilden eine gefährliche und teure Allianz. Diese kostet nicht nur viel Geld, sondern auch unsere Klimaziele und den dringend nötigen Energie- und Wirtschaftswandel.
In einem aktuellen Report nehmen Greenpeace Deutschland, Greenpeace Italien und Greenpeace Spanien dieses gefährliche Zusammenspiel unter die Lupe.
Weitere Informationen findet ihr Hier.
„Kampfdrohnen mit deutscher Technik. Tod aus den Wolken“ Frontal Bericht
Bild des Jahres des Siena International Photo Awards Bild des Jahres
Jedes Jahr kürt die Jury des „Siena International Photo Awards“ die schönsten und emotionalsten Bilder des Jahres. Diesmal geht ein herzergreifendes Bild als Sieger um die Welt. Darauf zu sehen sind ein syrischer Vater und sein Sohn.
Ein Nervengas-Angriff ist schuld an Mustafas Behinderung, Vater Munzir hat nur noch ein Bein. Er stützt sich auf eine Krücke, als er seinen Sohn in die Höhe hebt. Der kleine Mustafa hat keine Gliedmaßen. Die Geschichten hinter den Verletzungen der Familie ist grausam. Munzir verlor sein Bein auf einem Bazar in Idlib. Der Junge wurde bereits ohne Arme und Beine geboren, weil Mutter Zeynep nach einem Nervengas-Angriff starke Medikamente nehmen musste.
Quelle: https://www.stern.de/
Die NATO führt seit drei Tagen die jährliche Übung “Steadfast Noon” in Südeuropa durch. Mit diesem Militärmanöver probt das Bündnis den Atomwaffeneinsatz. ICAN-Bericht
Ein neuer Report stellt fest, dass dass die weltweit größten Emittenten von Treibhausgasen im Durchschnitt 2,3 Mal so viel für die Bewaffnung ihrer Grenzen ausgeben wie für Klimaschutzmaßnahmen. Im schlimmsten Falle wird 15 Mal so viel für die Grenzbewaffnung ausgegeben.
Alle Details (Englisch) findet ihr hier: https://www.tni.org/en/publication/global-climate-wall
Gemeinsamer Appell für ein Rüstungsexportkontrollgesetz+++
Über 30 Organisationen haben sich in einem Appell an die kommenden Regierungsparteien gewendet.
Deutschland gehört zu den fünf größten Waffenexporteuren der Welt. In der vergangenen Legislaturperiode genehmigte die Bundesregierung milliardenschwere Rüstungsexporte an menschenrechtsverletzende Staaten und an Länder, die an Kriegen und bewaffneten Konflikten der Gegenwart beteiligt sind.
Diese tödliche Rüstungsexportpolitik ist Folge der aktuellen rechtlichen Grundlagen für die Kontrolle deutscher Rüstungsexporte, die lückenhaft und widersprüchlich sind und angesichts der Tragweite einen unangemessenen Interpretationsspielraum lassen.
Wir, die unterzeichnenden Organisationen, appellieren daher an Sie, die Parteien, die die neue Koalitionsregierung verhandeln, ein wirklich restriktives Rüstungsexportkontrollgesetz in den Koalitionsvertrag aufzunehmen und im Bundestag zu verabschieden, das mindestes
den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern in Staaten außerhalb der Europäischen Union grundsätzlich verbietet,
den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern in menschenrechtsverletzende und kriegführende Staaten sowie in Krisenregionen absolut verbieten.
Berlin, 14.10.2021
• Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel! • Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF)
• Arbeitsstelle Kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern •Berliner Initiative Legt den Leo an die Kette • Bremer Friedensforum • Brot für die Welt • Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) • Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre • Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) • Deutsche Sektion der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW)
• Deutsche Sektion der Women’s international League for Peace and Freedom (WILPF) • Essener Friedensforum • European Center for Constitutional and Human Rights e.V. (ECCHR) • Facing Finance e.V.
• Forum Friedensethik (FFE) in der Evangelischen Landeskirche in Baden • Forum Ziviler Friedensdienst e.V. (forumZFD) • Frauennetzwerk für Frieden e.V. • Friedensfestival Berlin e.V • Friedenskreis Halle e.V.
• Greenpeace e.V. • Handicap International Deutschland e.V. • Initiative “Neue Entspannungspolitik” (INEP)
• KURVE Wustrow – Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e.V. • Lebenshaus Schwäbische Alb – Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V. • México vía Berlín e.V.
• NaturFreunde Deutschlands e.V. • Netzwerk Friedenskooperative • Ohne Rüstung Leben • Partner Südmexikos e.V. • pax christi – Deutsche Sektion e.V. • RüstungsInformationsBüro RIB e.V. • urgewald e.V.
• Volksinitiative gegen Rüstungsexporte
26.09. UN-Tag für die vollständigen Abschaffung von Atomwaffen ICAN-Bericht
Tödliche Kleinwaffen! Greenpeace Bericht dazu: https://www.greenpeace.de/themen/umwelt-gesellschaft/frieden/waffenexporte